Die Firma vom Chef übernehmen - oder nicht? Ingo Straub hat sich diese erste große Entscheidung nicht leicht gemacht. Auch die folgenden Jahre waren geprägt von Zäsuren. Heute, ein paar Weichenstellungen später, sind das Unternehmen und das Team sehr gut aufgestellt und wachsen stetig. Um die wichtigen Schritte nicht allein zu gehen, hatte sich das Führungsteam unterwegs die Unterstützung und Rückendeckung vom RKW Baden-Württemberg und einem Fachberater geholt. Das Fazit im Rückblick: "Mit der Hilfe vom RKW BW ging es schneller."

Ingela ist Dienstleister für Elektrotechnik und Automation. 1982 gegründet, hatte sich das Unternehmen unter seinem langjährigen Geschäftsführer stark auf den Bau von Schaltschränken fokussiert. 2012 stand Ingela zum Verkauf. Der 1996 eingestiegene Bau- und Fertigungsleiter Ingo Straub und ein Kollege wurden gefragt, ob sie übernehmen wollen. Sie ließen sich einige Monate Zeit, um über den angebotenen Management-Buyout nachzudenken. "Wie verändert sich mein Leben dadurch? Will ich das?", skizziert der 1966 geborene Ingo Straub, was ihn umgetrieben hat. Schließlich sagte das neue Führungsteam zu, am 1. Juli 2013 war die notarielle Übernahme.

Für den Elektrotechniker Ingo Straub war zu diesem Zeitpunkt klar: Er will Ingela neu aufstellen. Deutlich ambitionierter und vielseitiger: "Ich wollte die beiden wichtigen Zweige Entwicklung und Konstruktion wiederbeleben, damit Ingela wieder als Komplett-Dienstleister im Bereich Elektrotechnik auftreten kann."

Verdoppelt und mehr

Dass diese Entscheidung richtig war, ist aus heutiger Perspektive eindeutig: Von 2014 bis 2018 hat sich der Umsatz von Ingela verdoppelt. Die Zahl der Mitarbeiter ist noch stärker gewachsen, damals waren es 12, heute sind es 30 mit einem Auszubildenden. Auch die Kundenzahl hat sich mehr als verdoppelt. Was vielleicht am wichtigsten war: Das Unternehmen hing vor fünf Jahren noch stark von einem Kunden und somit einer Branche ab. Heute zeigt die Kundenstruktur eine große Streuung und hohe Diversität. "Das war einer der Ratschläge, die wir vom RKW BW ganz früh bekommen haben - dass wir uns da breiter und stabiler aufstellen müssen", sagt Iris Müller, die heute gemeinsam mit Straub Geschäftsführerin ist.

Im Rückblick sind die Dinge ja oft klar. Unterwegs tut man sich schwerer. Das RKW Baden-Württemberg kam bei Ingela 2014 ins Spiel. Das Unternehmen hatte über die Bürgschaftsbank finanziert, und die Bank beauftragte das RKW BW, Ingela zu betreuen. Eine gute Fügung, wie Ingo Straub heute betont. "Damals kam unser heutiger RKW BW-Berater Ralph Sieger zum ersten Mal ins Haus, hat sich mit uns unterhalten, wollte Auswertungen, Prognosen und Pläne", erzählt Straub. SWOT-Analyse und Risikobewertung sahen gut aus. "Er hatte gleich ein positives Bild vom Unternehmen, das war für uns eine wichtige Bestätigung. Seine einzige Kritik galt der damaligen Kundenstruktur."

Voraussetzungen schaffen

Derweil war vieles in Bewegung. "Software war eine Weichenstellung: Machen wir weiter mit der vorhandenen, aber veralteten Software, oder investieren wir in einen Systemwechsel?" Ingo Straub wählte den Neustart. Anfangs stellte er keinen Programmierer ein, arbeitete mit einem Dienstleister. Nach wenigen Monaten waren beide neuen Geschäftsbereiche am Start. "Kommen die Leute? Brauchen sie das, vertrauen sie Ingela?" Alles entwickelte sich sehr positiv, erinnert sich Ingo Straub.

Die Leute haben gemerkt, wir können das. Peu à peu kamen Aufträge und Kunden."

Das Führungsteam hatte alle Hände voll zu tun. Die Lösung hieß Iris Müller: Sie ist privat eine langjährige Freundin von Ingo Straubs Familie, hat bei Mittelständlern und in Großkonzernen als Personalerin gearbeitet. Bei Ingela startete sie als Assistentin der Geschäftsführung. Ein eigener Programmierer kam 2017 dazu.

Wenn alles zu klein wird

Nächste Klippe: Wachstumsschmerzen. Weil die neue Unternehmensstrategie bald Erfolge zeigte, wuchsen Arbeit, Auftragsvolumen und Materialmengen zügig. "Wir hatten richtige Wachstumsschübe, es hat gar nicht mehr aufgehört. Bestandskunden kann man ja nicht enttäuschen", erzählt Ingo Straub. "Zeitweise haben wir im Flur produziert."

Die alten Räume waren irgendwann ähnlich unpassend wie die vom Vorgänger übernommenen Schriftstücke zur Unternehmensphilosophie. Der nun vierköpfige Führungskreis ging in Klausur, "ganz strukturiert haben wir alles abgearbeitet", erinnert sich Iris Müller. Ingo Straub sagt: "Wir haben unsere beiden Problemfelder klar identifiziert: zu wenig Platz und fehlende innere Strukturen. Und wir haben uns entschieden, das RKW BW erneut zu kontaktieren. Als wir die Probleme erkannt haben, haben wir auch erkannt, dass wir sie nicht allein lösen können." Berater Ralph Sieger "hat gleich gewusst, was wir brauchen", und schickte RKW BW-Fachberater Berthold Rall. Der initiierte nach einem halben Tag die ersten konkreten Änderungen.

Zehnmal so viel passt auch

Mit Berthold Ralls Rückendeckung und Unterstützung machte Ingela 2018 viele Schritte. Die Geschäftsführung wurde umgebaut, die Firmenanteile wurden auf die vier Führungskräfte umverteilt. Nun passen Aufgaben und Belastungen besser zu den Menschen. Zentral waren auch die Lösung für das Platz-Problem. Was tun? Etwas auslagern? Umziehen? Mieten? Bauen? Die erste Wunschlösung zerschlug sich auf den letzten Metern - großer Frust. Dann kam das Angebot für 2800 statt der gesuchten 280 Quadratmeter in der leeren Werkhalle eines insolventen Elektrowerkzeuge-Herstellers in Bisingen. Nochmal neu denken: "Verwaltung und Produktion trennen passt bei uns eh nicht so" - Ingela griff zu, von Berthold Rall ermutigt, und hat es seither nicht bereut. Schon jetzt werden die meisten Flächen genutzt. Berthold Rall unterstützte dabei, für den neuen Standort Produktionslayout, Prozessoptimierung, Fertigung und Personal zu planen.

Der Umzug in laufender Produktion war kein Zuckerschlecken, doch Ingo Straub freut sich am Resultat: "Wir haben wieder Strukturen, klare Wege, Abstell- und Sperrflächen, tolles Licht, viel Tageslicht und eine gute Atmosphäre." Iris Müller sagt: "Alles hat sich beruhigt, die Anspannung und Hektik ist weg." Der Boom bei Ingela hält an. Als nächstes will Ingela mit RKW BW-Unterstützung das Controlling optimieren.

Wie jemand aus dem eigenen Haus

Die Zusammenarbeit mit dem RKW BW bewerten Ingo Straub und Iris Müller beide sehr positiv. Müller lobt die Mischung aus Kompetenz und Engagement - und wie gut es war, so verstanden zu werden. Straub sagt: "Das hat gepasst wie die Faust aufs Auge, gerade auch menschlich. Wenn da jemand in dein Haus kommt und dir sagt, was du machen sollst, das könnte auch knirschen. Aber es war bei uns eine Wellenlänge. Ich habe bei allen Beratern immer das Gefühl, es ist fast jemand aus dem eigenen Haus, Teil des Teams. Die denken sich so in uns hinein und identifizieren sich so mit uns! Dadurch hatten wir enormes Vertrauen."

Weitere Informationen

  • INGELA Ingenieurgesellschaft für elektrotechnische Ausrüstung mbH
  • 72406 Bisingen
  • www.ingela.de
  • RKW BW-Berater: Ralph Sieger
  • Beratungszeitraum: seit 2014
  • Beratungsschwerpunkte: Unternehmens-Check, Beratung zu Produktionslayout, Prozessoptimierung, Fertigung, Personal, Controlling.

Haben Sie Fragen, brauchen Sie Unterstützung? Dann senden Sie eine E-Mail ans RKW BW oder rufen Sie uns an: 0711-22998-0.

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