Keiner beschriftet mehr Flottenfahrzeuge

Signal Design in Schwäbisch Hall wurde 20 Jahre alt - eine Erfolgsgeschichte mit Wachstumsschüben.

Signal Design aus Schwäbisch Hall gilt als Experte fürs Beschriften von Firmenfahrzeugen, auch ganzer Flotten, von Filialen, Werbeartikeln und allem anderen, was sich bekleben lässt. Dabei backt das Team um Gründer und Geschäftsführer Markus Schäffler gern große Brötchen: Wenn eine Bank ihren Look ändert, müssen dafür 1.200 Filialen in der ganzen Republik nahezu über Nacht umgestaltet werden. Mit diesem Projekt haben sich die Schwäbisch Haller Mittelständler im Jahr 2008 in die nächsthöhere Liga katapultiert. Seit dieser Zeit punktet Signal Design damit, bundesweit ein Netz an Montage-Standorten und Partnerbetrieben zu haben, die solche großen Aktionen erst möglich machen - in Stuttgart, Frankfurt, Kassel und Essen sowie in München, Berlin, Osnabrück und Hamburg. In Deutschland beschriftet derzeit niemand mehr Flottenfahrzeuge als Signal.

Das Unternehmen mit aktuell über 70 Beschäftigten hat unlängst seinen 20. Geburtstag gefeiert. Ein guter Anlass, um sich nochmal an die ersten Jahre zu erinnern. Und die sind eine Gründergeschichte aus der Garage, quasi aus dem Gründergeschichten-Märchenbuch: Als Markus Schäffler ein Teenager war, gestaltete er die Modellautos um, die zur Spielzeug-Eisenbahn gehörten. Mit 15 kaufte er sich einen Roller und lernte, wie man den peppig beklebt. Als er 16 war, fiel die Mauer, und in Ostdeutschland waren Autos aus dem Westen sehr gefragt. Sie ließen sich umso teurer verkaufen, wenn sie schön bunt beklebt waren - also beklebte Schäffler in den Autohäusern der Gegend die Gebrauchtwagen mit bunten Folien-Streifen und Flammen-Dekor, nachmittags nach der Schule. "Schnell war klar, da kann man ein bisschen mehr verdienen." Dass die Schule dabei ins Hintertreffen geriet, überrascht kaum. Sogar die Eltern akzeptierten schlechte Zeugnisse angesichts der Kontoauszüge des Filius. "Aber die Schule machst du fertig!" Machte er.

Start in der Garage der Eltern

Und hängte auch eine Ausbildung dran, bei Würth in Künzelsau wurde er Groß- und Außenhandelskaufmann. Eine prägende Zeit, sagt er heute, auch wenn er direkt danach das Gleis erneut wechselte und zum Bekleben zurückkehrte (mit der Firma Würth gibt es trotzdem bis heute gute Geschäftsbeziehungen). Im Keller und in der Garage der Eltern ging es 1997 los, von dort aus baute er seine Firma auf, die lange Zeit Signal Reklame hieß. Die ersten Leute, die er einstellte, sind bis heute mit dabei, inzwischen als Prokuristen.

Wachsen an zu großen Aufträgen

Unterwegs haben sie einige Klippen umschifft, berichtet Schäffler. Sprunghaftes Wachstum beispielsweise. "Könnt ihr 1000 Transporter bekleben, innerhalb von vier Wochen?" Fünf Leute waren sie damals und besaßen genau einen Plotter, es war quasi unmöglich. Sie stellten ein Zelt auf, karrten Studenten dorthin, telefonierten viel und merkten: Wir können auch national. Das Unternehmen gedieh weiter. Würth kam Mitte der 2000er Jahre mit seinem neuen Konzept der Abholshops, die nach und nach in ganz Europa eingerichtet wurden, mit Hilfe von Signal. 2008 richtete sich Signal einen neuen, großen Firmensitz ein - und schlidderte danach direkt in die Wirtschaftskrise. "Wenn die Firmen kein Geld haben, sparen sie zuallererst beim Marketing, also an uns", erinnert sich Schäffler. Mangels Auslastung beteiligte sich das Team an einem Filmdreh in Hollywood. Und erhielt kurz darauf einen neuen, buchstäblich rettenden Großauftrag der Commerzbank. In 1.200 Filialen hat das Signal-Team binnen sechs Wochen die Gestaltung komplett erneuert, von den Klingelschildern bis zu den Werbetafeln. "Auch der Auftrag war eigentlich viel zu groß für uns damals", blickt Markus Schäffler zurück. Doch es klappte, weil eine eigens zusammengetrommelte Arbeitsgemeinschaft aus Kollegen half, und Signal war wieder auf Kurs.

Weltmeister und Europameister

2011 wurde Signal Weltmeister, 2015 und 2018 Europameister im Branchenwettkampf "Wrap like a King". 2012 kam mit mattlook.com ein eigenes Label für exklusive Vollverklebungen von Rennfahrzeugen hinzu. 2016 hatte das Unternehmen eine große Umstellung, fast alle Prozesse wurden digitalisiert. "Wir sind nahezu komplett papierfrei, nur in der Produktion geht das nicht ganz", berichtet Schäffler. 2018 hat das Unternehmen umfirmiert und heißt seither Signal Design.

Auf der Suche nach pfiffigem Nachwuchs

Ende 2018 gab es noch einmal Grund zum Feiern: Signal Design hat es unter die Top-Arbeitgeber des Mittelstands in Deutschland geschafft. Mit einer Gesamtbewertung mit 4,6 von 5 Sternen landeten die Schwäbisch Haller auf Platz 65 im Bereich Medien, Marketing und PR. Ein Aushängeschild, das Markus Schäffler sehr begrüßt: "Wenn uns etwas Sorgen macht, dann ist es das Thema Nachwuchs. Wir tun uns wirklich schwer." Umgeben von attraktiven Arbeitgebern sei der Druck wirklich hoch. "Wir brauchen Leute, die mitdenken und pfiffig sind. Die selber draufkommen, wie man etwas noch besser machen kann."

Unternehmenskultur und Führungsstil

Nachwuchs wird das nächste große Thema für die Beratung. Denn Signal Design arbeitet seit 2014 regelmäßig mit dem RKW Baden-Württemberg zusammen. Gemeinsam mit RKW BW-Fachberater Thomas Baudenbacher habe das Unternehmen schon mehrere dicke Bretter gebohrt, berichtet Schäffler. Umfirmierung, Umgestaltung der Räume, vor allem aber: "Mit der Hilfe vom Profi haben wir unsere Unternehmenskultur verändert." Schäffler spricht dabei nicht zuletzt über sich selbst: "Ich habe nicht studiert, ich habe keine Ausbildung zum Führen von Mitarbeitern, wir machen hier alles mit der Hand am Arm und autodidaktisch." Durch die Beratung habe er viel dazugelernt und Strukturen für mittelständische Unternehmen kennengelernt, "die ich nicht hatte".

Beratung durch das RKW BW: Nicht nach Schema F

Baudenbacher veranstaltete Coachings für die Führungskräfte, "Rollenspiele, echte Situationen, kein Frontalunterricht", lobt Schäffler. "Jemanden wie Baudenbacher hätte ich schon früher gern als Lehrer gehabt." In den Coachings entstanden die Impulse für die Erweiterung des Führungsstils. Der Berater etablierte eine Unternehmenskultur, die von Motivation und Kommunikation geprägt ist. "Früher hieß es: Heute machst du das und das - und fertig. Heute arbeiten wir viel mit Fragetechniken. So schaffen wir es, die Leute dahin zu bringen, dass sie unser Ziel zu ihrem eigenen Ziel machen." Für Schäffler hatte die RKW-Beratung von Thomas Baudenbacher eine

besondere Qualität - er als Person, und dass er es so konkret macht. Andere Berater waren immer pauschal, kamen mit Schema F und haben es uns übergestülpt. Er hat sich Zeit genommen für Vorgespräche und geschaut, wo es klemmt und wie man das anpacken könnte. Das hat den Erfolg gebracht."

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