Dr. Matthias Kugler ist Spezialist für Unternehmensplanung und Finanzierung. Der RKW BW-Fachberater begleitet Unternehmen häufig in ihren Entwicklungsphasen von der Existenzgründung über die Expansion bis zur Nachfolge. Aber auch während einer Sanierung stellt der Berater sein Know-how zur Verfügung.

Ein wesentliches Instrument ist das externe Controlling mit der Begleitung bei der Umsetzung der Konzepte. Im Interview mit RATIO kompakt erläutert Kugler die Vorteile der zahlengestützten Unternehmensführung – und wie man mit konsequentem Liquiditätsmanagement den Überblick auch in schwierigen Zeiten behält. Der RKW BW-Fachberater betont: „Klar vereinbarte Ziele, konsequente Umsetzung und Kontrolle führen zu unternehmerischem Erfolg. Die Basis hierfür ist Zahlentransparenz.“

RATIO kompakt: Gerade in unsicheren Zeiten wie diesen ist konsequentes Liquiditätsmanagement wichtig. Sind mittelständische Unternehmen hier gut aufgestellt?

Dr. Matthias Kugler: Ich bezeichne den Bereich der Liquidität gerne als Lebensader der Unternehmen. Gerade hier ist bei der Unternehmensführung oftmals nur das Bauchgefühl vorhanden. Echte Liquiditätsplanung ist komplex und berücksichtigt alle zahlungswirksamen Faktoren wie zum Beispiel Tilgungen, Investitionen und Unternehmenssteuern und zeigt dann den realistischen Verlauf der Liquidität. Mit dieser Erkenntnis können dann frühzeitig und gezielt Maßnahmen getroffen werden, um die Liquidität zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise ein aktives Forderungsmanagement, die Verlängerung der Zahlungsziele bei Lieferanten oder auch die Akquisition von Zuschüssen oder Förderdarlehen. Wichtig dabei ist, dass all diese Verbesserungen im Vorfeld eingeleitet werden, nur dann kann eine optimale Umsetzung für alle Beteiligten stattfinden – und es geht keine Zeit verloren.

Rechnen Sie für die kommenden Wochen und Monate mit einer Zunahme von Insolvenzen beim baden-württembergischen Mittelstand? 

Ich befürchte, dass durch die tiefgreifenden Auswirkungen der Corona-Pandemie in einigen Branchen die Anzahl der Insolvenzen zunehmen wird. Dies kann aus meiner Sicht aber nicht pauschaliert werden, sondern ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich zu betrachten.

Welche schnell greifenden Handlungsmöglichkeiten sehen Sie bei Unternehmen, um drohende Insolvenzen zu verhindern? Worauf ist mit Blick auf die Gesetzeslage zu achten? 

Auch hier gilt der Leitsatz: Je früher ein klarer und realistischer Blick auf die Ist-Situation und auf die zukünftige Entwicklung geworfen wird, umso größer sind die Handlungsmöglichkeiten. Wenn wir auf die Gesetzeslage schauen, gelten die bekannten Kernthemen Zahlungsfähigkeit und Überschuldung. Antworten auf diese Fragen liefert eine professionelle, integrierte Planung, in der die Liquiditätslage, die Ertragslage und die Vermögenslage, also die Bilanz, klar und realistisch beleuchtet wird.   

Wie kann eine Liquiditätskrise überwunden werden, welche Maßnahmen bieten sich in der Regel an?

Auch hier ist es nicht nur eine einzelne Maßnahme, die hier umgesetzt werden muss, sondern ein schöner Strauß aus verschiedenen Maßnahmen. Da ist Kreativität gefragt, oft müssen auch alte Zöpfe abgeschnitten werden. Ich denke da an massive Kostenreduzierungen, die Veräußerung von Assets und Geschäftsbereichen, den Abbau von Lagerkapazitäten und Factoring. Wichtig ist, dass all diese Maßnahmen in der integrierten Unternehmensplanung berücksichtigt werden. Das ermöglich den klaren Blick auf die Ertrags-, Liquiditäts- und Vermögenslage. Die Krise kann überwunden werden, wenn die definierten Maßnahmen konsequent und schnell umgesetzt werden – und wenn der Erfolg der Umsetzung permanent kontrolliert wird. Das kann schon 18 bis 36 Monate dauern. Oft ist es so, dass nach solch einer Härtephase der Boden bereitet ist für Innovation und Expansion.  

Damit es nicht erst zu einer Liquiditätskrise kommt, ist die Unternehmensplanung, das Managementinformationssystem, sinnvoll. Wie bauen Sie dieses Instrument auf und worauf kommt es bei der Anwendung an? 

Damit das Managementinformationssystem effektiv ist, muss für jedes Unternehmen ein Maßanzug angefertigt werden. Dieser Maßanzug besteht aus Standard-Kennzahlen wie Gesamtleistung, Rohertrag, Betriebsergebnis, Materialaufwand- und Personalaufwandquote. Noch wichtiger ist jedoch, dass dann die Kennzahlen für diejenigen Bereiche ausgewählt werden, in denen Verbesserungen stattfinden sollen. Wenn also ein Unternehmen eine zu geringe Auslastungsquote ihrer Produktionsmaschinen hat, muss ich Kennzahlen für diesen Bereich entwickeln. Und das führt dann zu wirksamen Verbesserungen.

Als RKW BW-Fachberater begleiten Sie mittelständische Unternehmen als externer Controller. Welchen Nutzen bietet es Unternehmen, auf einen Berater zu setzen?

Der Vorteil für den Unternehmer ist, dass der Berater nahezu jede Situation im Unternehmen schon bei anderen Unternehmen zigfach gelöst hat. Mit dieser wertvollen Erfahrung kann er dem Unternehmen zu einer schnellen und vor allen Dingen erfolgreichen Lösung verhelfen. Ich halte es auch für unerlässlich, dass der Berater nicht beim ersten Wind seine Segel streicht, sondern bei rauer See und bei Sturm dem Unternehmen und dem Unternehmer zuverlässig und partnerschaftlich zur Seite steht. 

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