Ein Online-Marktplatz für Frauchen und Herrchen

Das Körbchen, das die Katze verschmäht. Die Hundeleine, die nicht gefällt: Bei Tierhaltern liegt vieles rum, was andere noch gut nutzen könnten. Mit dieser Gründungs-Idee startete die Rottenburgerin Tanja Germann einen Online-Marktplatz. Inzwischen hat sie sich, beraten vom RKW Baden-Württemberg, noch stärker auf Nachhaltigkeit spezialisiert: umweltfreundliches Leben mit Haustieren – und Produkte, die dazu passen. Vom RKW Baden-Württemberg gab es Unterstützung bei der Gründung und erneute Profi-Begleitung, als wegen Corona der Aufbau ins Stocken geriet.

Fast in jedem zweiten Haushalt in Deutschland schnurrt oder hechelt jemand. Der Markt ist groß. Tanja Germann, selbst Hundehalterin, betrachtet diesen Markt aus einem besonderen Blickwinkel: Sie will unter Tierhaltern vor allem umweltfreundliches und nachhaltiges Einkaufen fördern. Auf ihrem Online-Marktplatz TAVANI gibt es Gebrauchtes und Neues. Hier sollen Tierhalter einander weiterverkaufen, was sie selbst nicht brauchen. Außerdem präsentieren Hersteller besondere nachhaltige Produkte rund ums Haustier: Neuware, die hier genau zur Zielgruppe passt. Parallel will die Gründerin außerdem Spenden für den Tierschutz generieren.

Ihre Gründungs-Idee war sozusagen eine Art Haustier-Ebay, „aber nicht so ramschig“, das ist Germann wichtig. Oder, ein anderer Vergleich, eine Haustier-Variante für die Second-Hand-Plattform Kleiderkreisel (heute: Vinted). Mit ihrer Idee war die Rottenburgerin 2019 in einem Gründungs-Seminar, das vom RKW Baden-Württemberg in Tübingen organisiert worden war. Anschließend nutzte sie die geförderte Gründungs-Beratung und ließ sich von RKW-BW-Fachberater Volker Langner fit machen rund um Businessplan, Bankengespräche und die ersten Schritte.

Als die Pandemie dem noch jungen Online-Marktplatz unerwartet stark zusetzte, kam das RKW BW im Sommer 2021 zum dritten Mal ins Spiel – mit einer geförderten Corona-Krisenberatung. Dabei hat Fachberaterin Andrea Schneider die Rolle der Sparringspartnerin übernommen. In jeder Phase sei ihr das RKW Baden-Württemberg eine große Hilfe gewesen, sagt Germann heute: „Ich habe mich bestens aufgehoben gefühlt. Diese Termine sind immer so produktiv – da gehe ich raus und weiß, was ich als nächstes zu tun habe.“

Ich habe mich bestens aufgehoben gefühlt.  -Tanja Germann über ihre RKW BW-Beratung

Langer Atem im E-Commerce nötig

„Es ist typisch fürs Online-Geschäft, dass man einen sehr langen Atem braucht“, weiß RKW BW-Fachberaterin Andrea Schneider. „Auf dem Papier funktioniert es ziemlich schnell, wenn man einfach die prognostizierten Nutzerzahlen hoch genug ansetzt. Aber bis man diese Zahlen dann wirklich auch erreicht hat, ist es ein steiniger Weg. Wir alle kennen ja nur die Online-Marktplätze, bei denen es funktioniert hat und die groß geworden sind – aber auch die haben lange Geld verbrannt.“

Diesen steinigen Weg kennt inzwischen auch Tanja Germann. Denn obwohl ihre Idee gut war und die Vorarbeiten professionell, obwohl die Banken das nötige Geld dafür gegeben haben und obwohl sie als Marketing-Fachfrau gemeinsam mit professionellen Programmierern eine hoch professionelle Plattform geschaffen hat, ebenso ästhetisch wie auch sympathisch mit persönlichem Touch – die Zahlen stiegen eher gemächlich.

Als Gründer den Kunden persönliche Impulse geben

„Ich habe ja mitten in der Pandemie gegründet und bin anfangs davon ausgegangen, dass das gar kein Problem ist bei einem Online-Marktplatz“, sagt Tanja Germann. Die Praxis bewies das Gegenteil. „Online lebt offenbar auch von Offline-Terminen.“ Das haben Germann und Andrea Schneider in der Corona-Krisenberatung herausgearbeitet und dann gegengesteuert. „Persönliche Kontakte würden schon sehr helfen, damit auf TAVANI mehr los ist“, sagt Andrea Schneider. Ob Tierheim-Feste, Hundestaffel-Training oder Fachmessen für Hundehalter oder Katzenhalter: Nichts davon gab es während der Pandemie. „Es scheint aber wichtig zu sein, die Leute ein wenig anzustupsen, damit sie ungenutzte Sachen aus dem Keller holen und weitergeben.“ Hilfreich ist es auch, Privatleuten persönlich zu erklären, wie das Marktplatz-System funktioniert.

Nach wie vor ist Tanja Germann die einzige Mitarbeiterin von TAVANI. „Mit kleinem Marketingbudget muss man sich echt was einfallen lassen.“ Wo sind weitere Hürden, wie kann man sie überwinden? Welche Services sollte man zusätzlich anbieten? Wie kann man es für gewerbliche Kunden komfortabler machen? Im Hintergrund wurde die Plattform weiter optimiert, die Programmierung für die Zahlungen verbessert und für die Nutzer vereinfacht. Das Image wurde nachgeschärft: Seither wird TAVANI gezielt als erster deutscher Online-Markplatz speziell für nachhaltige Haustier-Produkte positioniert. Aktuell gibt es wieder Veranstaltungen, und Andrea Schneider hat gemeinsam mit Tanja Germann die Veranstaltungs-Planung ausgetüftelt. Sie haben die Social-Media-Aktivitäten ausgebaut, außerdem gibt es eine Crowdfunding-Kampagne bei Startnext. Und welche Pitches sind sinnvoll? Welche Storytelling-Elemente funktionieren am besten? Auch die Umsatzplanung haben die beiden überarbeitet.

Beratung mit Ideen und Perspektiven der Sparringspartnerin

Neueste Idee: Upcycling. Dafür hat Tanja Germann ihre Oma Gisela eingespannt. Derzeit näht die Oma als „Limited Edition“ individuelle Bademäntel für Hunde – aus Frottee-Handtüchern, die in einer Therme vergessen und nie abgeholt wurden. Tanja Germann nutzt für ihre Hündin Avani einen Bademantel und schwört drauf: Egal ob der Hund nass ist oder dreckig, das meiste bleibt im Tuch. „Das ist unser liebstes Teil, daheim und im Wohnmobil.“

Inzwischen steigen die Nutzer-Zahlen, und es werden stetig mehr Produkte auf TAVANI. Tanja Germann ist froh über das Wachstum und dankbar für die Beratung und Begleitung dorthin. Das sei in jeder Phase sehr persönlich und individuell gewesen. Immer gab es ein offenes Ohr – und wenn sie spontan anrief, nie zur Begrüßung erst mal einen Hinweis auf Beratungskosten, auch das tat gut. „Ich habe kein Team um mich, mit dem man sich mal austauschen könnte. Da ist es so wertvoll, wenn man einen Sparringspartner hat und mal was mit jemandem durchspielen kann. Meine Beraterin hat immer neue Sichtwiesen beigetragen – Perspektiven, die ich allein so nicht gefunden hätte. Ich habe mich immer verstanden gefühlt und auch immer einen Blick bekommen über den Tellerrand hinaus.“

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