Maschinen für spitzenloses Rundschleifen: Dafür steht die SLR Maschinen GmbH. Seit 2010 gibt es das Unternehmen in Wertheim in der heutigen Konstellation. Das inzwischen 14-köpfige Team stellt jährlich fünf bis acht Maschinen her, in der Regel Einzelstücke für Kunden im Land und weltweit. Mit diesen Maschinen hat SLR eine Nische besetzt und sich gut etabliert. Nun wollte SLR besser werden, interne Strukturen optimieren und alles noch besser aufstellen. Gewünscht war vor allem eine zweite Führungsebene, damit künftig nicht mehr so vieles am Chef hängt. Dafür holte sich das Team um den geschäftsführenden Gesellschafter Norbert Tretter professionelle Hilfe ins Haus: Das RKW Baden-Württemberg mit Fachberater Dr. Mathias Scheiblich. Er leitete mehrere Teamworkshops und half dabei, die Strukturen zu klären und zu festigen.
2010 waren es nur vier Personen bei SLR, seither ist das Team stetig gewachsen. Die Strukturen und Prozesse haben sich mit dem Team allmählich entwickelt – und das hat auch funktioniert. Trotzdem gab es auch einige Potenziale für Verbesserungen. „Wir haben uns selbst Gedanken gemacht und erste Gespräche geführt, weil uns klar war, dass wir für diesen Prozess gern externe Unterstützung haben möchten“, sagt Nobert Tretter. „Ein externer Blick auf eine Firma ist in solchen Situationen wirklich hilfreich. Im Tagesgeschäft ist man ein Stück weit betriebsblind und steckt im Hamsterrad mit drin. Es braucht die Perspektive von außen, und es ist sicher gut, wenn das jemand übernimmt, der mit solchen Prozessen Erfahrung hat.“
Gemeinsam zügig vorangekommen
Über die IHK Heilbronn-Franken kam das Wertheimer Unternehmen zum RKW Baden-Württemberg. Bei einem ersten Gespräch mit RKW BW-Berater Achim Fuderer wurde geklärt, wohin die Reise gehen soll. Fachberater Mathias Scheiblich übernahm das Projekt und begleitete das Unternehmen von Mai bis November 2020 bei seiner Organisationsentwicklung. Trotz der Pandemie konnte SLR alles in relativ kurzer Zeit umsetzen, berichtet Norbert Tretter. „Das ist sicher ein Hauptvorteil, wenn man mit jemand Externem zusammenarbeitet“, bilanziert er. „Wenn man sowas selbst macht, ohne externe Hilfe, dann macht man es ohne Zeitplan und ohne Zuarbeit. Dadurch zieht es sich in die Länge, weil das Tagesgeschäft in der Praxis meist wichtiger ist.“
Was Mathias Scheiblich vorfand: „Ein typisches baden-württembergisches Unternehmen mit einem Top-Nischenprodukt und guter Marktposition.“ SLR steht für Perfektion beim spitzenlosen Rundschleifen, mit geringsten Toleranzen im Mikrometer-Bereich. Darauf verlassen sich Zulieferer der Automobil-Industrie ebenso gern wie die Hersteller von Staubsauger-Motoren. Auch in der Hydraulikindustrie und im Bereich Hartmetallwerkzeuge hat SLR Kunden. Die meisten sind in Europa, weitere in Asien und Nordamerika.
Großserien gibt es bei SLR nie, die meisten Maschinen werden nur ein bis drei Mal hergestellt. So können Kundenwünsche optimal umgesetzt werden: Manche wollen zehn Jahre lang dasselbe Teil schleifen, andere rüsten zweimal täglich um. „Bei uns profitieren Kunden davon, dass wir ein so überschaubarer Betrieb sind“, sagt Norbert Tretter. „Wir haben sehr schnelle Entscheidungswege, es gibt keine langen Abläufe. Wir helfen dem Kunden immer direkt, er steht wirklich im Mittelpunkt.“ Als weiteren Marktvorteil sieht er seine langjährigen und sehr fachkundigen Mitarbeiter, die optimal eingespielt sind und auf Zuruf gut harmonieren. Gerade auch im Service ist SLR gut aufgestellt und macht von Wertheim aus alles selbst, weltweit.
Detailliert analysiert und festgelegt
Das bedeutete in der Praxis zugleich: Jedes Teammitglied hatte diverse Aufgaben. Prozesse waren oft nicht einzelnen Menschen zugeordnet oder bis ins Detail festgelegt. Genau dort begann die gemeinsame Arbeit von RKW BW-Fachberater Scheiblich und dem SLR-Team in den Workshops. Grundlage des gemeinsamen Vorgehens war eine Prozesslandkarte, in die nach und nach immer mehr Informationen und Dokumente eingearbeitet wurden. Die ruhige und entspannte Art, wie Mathias Scheiblich alles anging, hat Norbert Tretter überzeugt.
Die Aufgaben und Arbeiten im Haus wurden gesammelt, definiert, fein säuberlich notiert und zugeordnet. Genauso akribisch hat das Team in den Workshops daraus Zuständigkeitslisten abgeleitet und Ansprechpartner sowie deren Stellvertreter festgelegt. Die Prozesse rund um den Bau der Maschinen wurden im Detail analysiert: In welchen Schritten wird gebaut, welche Arbeiten muss welche Abteilung zu welchem Zeitpunkt hinbekommen, welche Dokumentation braucht es wann?
Das Organigramm neu gedacht
Es war gut, das Thema Abteilungen so genau anzuschauen. Das Unternehmen hatte zuvor schon in Abteilungen gedacht, dies aber nie präzisiert und trennscharf festgehalten. Am Ende ging aus diesen Überlegungen ein Organigramm hervor. Eines, das auch Norbert Tretter überraschte: „Wir hatten zuvor schon an einem Organigramm gearbeitet. Aber wir sind anders vorgegangen, wir haben es vom Arbeitsalltag her gedacht, von der Mitarbeiter-Seite. Herrn Scheiblichs Vorgehensweise war in Teilen anders – und geschickter: Er ist alles von den Aufgaben her angegangen und hat erst im zweiten Schritt überlegt, welcher Mitarbeiter das jeweils erfüllen kann.“
Das Organigramm war ein wichtiger Schritt hin zur gewünschten zweiten Führungsebene. Für jede Abteilung sollte einer der Anwesenden zum Teamsprecher werden. Aufgaben, die bisher bei Norbert Tretter lagen, sollten an diese Führungskräfte übergeben werden. Zudem sollte die zweite Führungsebene gemeinsam Norbert Tretter vertreten können – ein wichtiges Plus an Sicherheit fürs Unternehmen, wenn weniger an einer einzelnen Person hängt. Wer übernimmt nun diese Rollen? Das war nicht von vorne herein klar, es hätte mehr geeignete Kandidaten gegeben. Auch in dieser Findungsphase hat RKW BW-Fachberater Scheiblich das Unternehmen beraten, Einzelgespräche geführt, Stellenbeschreibungen konkretisiert und am Ende Empfehlungen ausgesprochen.
Zusammen mit Mathias Scheiblich wurde außerdem hinterfragt: Was brauchen die neuen Führungskräfte noch, welche Schulungen und Weiterbildungen sollte man einplanen? Die Umsetzung startete Ende 2020. Seither gelten die neuen Strukturen, die neuen Führungskräfte übernehmen schrittweise Verantwortung. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagt Norbert Tretter. „Ich nehme mich zurück, andere wachsen hinein.“ Er ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden: „Jetzt haben wir die Grundlagen geschaffen, um noch besser zu werden.“
Weitere Informationen:
- SLR Maschinen GmbH
- 97877 Wertheim
- www.slr-maschinen.de
- RKW BW-Berater: Achim Fuderer
- RKW BW-Fachberater: Dr. Mathias Scheiblich
- Beratungszeitpunkt: 2020
- Beratungsschwerpunkt: Organisationsentwicklung
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