Produktivitätspotenziale entdecken und realisieren: In Zeiten des Strukturwandels mehr denn je ein Thema. Professor Karl Maisch, Leiter des RKW BW-Arbeitskreises Fertigungsorganisation, liefert Beispiele:

Ein mittelständischer Global Player stellt sich dem Wandel

Ein weltweit agierender schwäbischer Systempartner der Automobilindustrie macht den Spagat – und bleibt so im Rennen:

  • Leichtbaulösungen, Dichtungstechnik, Werkzeugtechnologie - das Bewährte wird fortgeführt
  • Lösungen für die Elektromobilität und die Wasserstofftechnologie – neue Geschäftsmodelle werden vorbereitet und eingeführt
  • Nach langem Vorlauf baut das Unternehmen einen neuen Standort, bündelt die Aktivitäten des Geschäftsbereichs Batterietechnologie, bringt Mitarbeiter aus Industrial Engineering, Musterbau, Entwicklung, Produktion, Projektmanagement und Vertrieb zusammen - die Vorgehensweise ist so pragmatisch wie radikal
  • Das Unternehmen spielt aufgrund seiner Größe mit 45 Produktionsstandorten und mehr als 10.000 Mitarbeitern sein Potenzial aus – aber auch kleine und mittlere Zulieferunternehmen können ihre Chancen nutzen
  • Beispiel 1: Einstieg in die papierlose Fertigungssteuerung - mit Projektplan und Beantragung von Förderprogrammen
  • Beispiel 2: Analyse des Produktportfolios – und Definition neuer Geschäftsmodelle

Von Japan lernen

Gerade in Baden-Württemberg herrscht viel Unsicherheit über die weitere wirtschaftlich-technische Entwicklung, die sich im Zuge des schrittweisen Wandels von der Verbrennungstechnik zur E-Mobilität ergibt.

Es ist der Antriebsstrang, der sich in der E-Mobilität komplett ändert. Vor allem die „Zerspaner“ müssen neue Geschäftsfelder finden und besetzen. Denn der Antriebsstrang braucht bis zu 90 Prozent weniger Teile, und auch andere Komponenten wie der Motor sind betroffen. In der Zerspanungstechnik kann die Zerspanungshauptzeit, je nach Bearbeitungsverfahren, zwischen 45 und 78 Prozent zurückgehen.

Was könnte die Branche tun? Ein Blick nach Japan lohnt sich. Die Auto-Industrie betreibt seit Jahren einen regen Wissenstransfer zwischen Zulieferern und der Toyota Motor GmbH. Der Wissensaustausch reicht von der innerbetrieblichen Beratung des Herstellers bei den Zulieferern, über autonome Lerngruppen bis zum Austausch von Mitarbeiter, um voneinander zu lernen.

Passgenaue digitale Auftragssteuerung

Wie ein Sondereinzelfertiger die hohe Variantenvielfalt bewältigt, zeigt dieses Beispiel: Das Unternehmen hat vor rund drei Jahren App-Entwickler eingestellt, die eine passgenaue Auftragssteuerung entwickelten. Von der großen Schersäge kommend, werden die HPL-Zuschnitte mit Teilebezeichnung und Auftrags- bzw. Projektnummer codiert. Der Werker kann nun sehr schnell die Zuschnitte für die Beschlägemontage kommissionieren und zur Endmontage und anschließend zum Versand bringen. Dieser Ablauf ist in einen sehr schlanken Materialfluss eingebettet. In diesem Fall konnte die neue App-Programmierung die Auftragsverfolgung sehr vereinfachen. Dieses Unternehmen hat durch schlanke und standardisierte Prozesse trotz stets unterschiedlicher Projektaufträge den ersten wichtigen Schritt in die Digitalisierung erfolgreich gestartet und damit unnötige Suchzeiten verringert. Die proaktive Anpassungsfähigkeit ist gleichsam die DNA des Unternehmens, denn die Zeit zwischen Auftragsvergabe und Auftragserstellung schwankt sehr stark. Die schnelle Reaktionsfähigkeit auf die Schwankungen trainiert das Unternehmen, indem es jährlich einen Wettbewerb - the Race – durchführt: Dabei wird ein Auftrag für eine standardisierte Kabinenkombination von der Auftrags- bis zur Versandbereitstellung an erstellt und gefertigt und die Zeit gemessen, diese ist sensationell kurz. 

Das RKW BW unterstützt mittelständische Unternehmen beim Wandel

  • Unsere Lehrgänge und Arbeitskreise bieten Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer
  • Unser Beratungsmodell basiert auf der Verzahnung von Beratung, Weiterbildung und Coaching. Damit sorgen wir für Effizienz bei der Zielerreichung und schaffen es mit Ihnen, Ihr Unternehmen nachhaltig zu entwickeln.
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