„Unsere Fakten zeigen, dass durch Klimawandel und Biodiversitätskrise viele Hunderte Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verlieren werden“, sagte Wolfgang Cramer im Interview mit der Wochenzeitung „Die ZEIT“ Anfang März. Der Ökologe Cramer ist Leitautor des Berichts des Weltklimarates, vor kurzem wurde ein weiterer Sachstandsbericht der Öffentlichkeit vorgestellt. Fakt ist: Trotz der intensiven Aufklärungsarbeit der Wissenschaftler steigen die CO2-Emissionen. Der amtierende Präsident der Weltklimakonferenz, Alok Sharma, rief daher die Staaten in aller Welt dazu auf, ihre Klimaziele nachzuschärfen. Die Länder müssten ihre Ziele für das Jahr 2030 erhöhen und sie dringend umsetzen, wie es in einem Beitrag des SWR Anfang März für die tagesthemen heißt.
Handeln für den Klimaschutz
Der Bericht des Weltklimarates, der seit 2021 regelmäßig zu verschiedenen Aspekten erscheint, hatte dieses Mal den Schwerpunkt Klimafolgen und Klimaanpassung. Der Ko-Vorsitzende der zuständigen Arbeitsgruppe, Hans-Otto Pörtner, sagte bei der Vorstellung des Berichts: "Je länger wir Klimaschutz und Anpassung verzögern, desto stärker schließt sich das uns noch verbleibende Zeitfenster." Schon ein zeitlich begrenztes Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels für die Erderwärmung "wird zusätzlich schwerwiegende Klimafolgen nach sich ziehen", warnte Pörtner. Folgen für Ökosysteme, aber auch für den Anstieg des Meeresspiegels oder das Abschmelzen von Gletschern würden dann in Zukunft unumkehrbar sein. Daher zähle jetzt "jede einzelne Entscheidung" für mehr Klimaschutz, heißt es in dem Beitrag des SWR.
Verbrennung von Kohle: Allzeithoch in 2021
Denn Fakt ist: Die Hälfte aller Emissionen wurde nach 1988 ausgestoßen, allein 2021 stieg die Verbrennung von Kohle global um neun Prozent – ein Allzeithoch, wie die ZEIT schreibt. Ökologe Wolfgang Cramer, der viele Jahre am Potsdam Institut für Klimaforschung gearbeitet hat, ist hierüber ernüchtert, zumal angesichts der Chancen insbesondere für die mittelständische Wirtschaft. Er nennt die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Wind- und Solarwirtschaft als klassisches Beispiel.
Nachhaltiges Wirtschaften schafft Arbeitsplätze
Das sieht auch Professor Dr. Martin Müller, Leiter des Instituts für Nachhaltige Unternehmensführung an der Universität Ulm, so. Auf die Frage von RATIO kompakt in einem Interview 2020, wie wichtig Nachhaltigkeit für mittelständische Unternehmen und die Einhaltung der Klimaschutzziele sei: „Ich erinnere mich noch gut an die Debatten in den 80er und 90er Jahren, wo Umweltschutzmaßnahmen und das Erneuerbare Energiegesetz die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen angeblich bedrohten. Heute wissen wir aus empirischen Studien, dass das Gegenteil der Fall war. Es sind mehr Arbeitsplätze entstanden, weil wir unsere Technik und unsere Anlagen weltweit gut verkaufen konnten. Wettbewerbsfähigkeit ist ein komplexes Konstrukt, das von zahlreichen Variablen beeinflusst wird. Da spielt Digitalisierung eine Rolle, Steuersätze, Fachkräfteverfügbarkeit, Innovationsfähigkeit usw. – und natürlich auch Klimaschutz. Wobei ich nun mal behaupten würde, dass, wenn die Unternehmen keinen Klimaschutz machen, die Wettbewerbsfähigkeit eher negativ beeinflusst wird.“
Win-win-Lösungen realisieren
Bezogen auf nachhaltige Unternehmensführung plädiert er für die Integration von ökologischen und sozialen Aspekten in die Unternehmensführung. „Zielkonflikte müssen aufgezeigt, aber auch Win-win-Lösungen realisiert werden. Dies geht nur systematisch, wenn Nachhaltigkeit Bestandteil der Strategie wird und dann über Ziele und Maßnahmen in die Unternehmensprozesse integriert wird. Was ich oft sehe, sind Insellösungen und Ad-hoc-Maßnahmen, getrieben von Regulierung oder kritischen Stakeholdern“, so Müller im Interview mit RATIO kompakt.
RKW BW e.V. startet Projekt „Nachhaltig profitabel“
Der RKW BW e. V. hat in 2021 das Projekt „Nachhaltig profitabel“ gestartet und will mit diesem Projekt den Beweis erbringen, dass mittelständische Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit – etwa bei Produkten und Prozessen – setzen, auch besser aufgestellt sind: Weil sich die Aktivitäten bezahlt machen und auf verbesserte Erlöse einzahlen, wie Sie in unserem neuen Interview mit Alina Berner, RKW BW-Projektmanagerin Nachhaltigkeit, nachlesen können.
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