Umwelt- und Klimaschutz verursachen keine Kosten sondern lösen Investitionen und Innovationen aus. Investitionen in effiziente Produktionstechniken reduzieren den CO2-Fußabdruck, reduzieren Materialkosten, reduzieren Energiekosten. Sie steigern damit die Marktfähigkeit von Produkten und Dienstleistungen aus Deutschland und Baden-Württemberg und sichern die Zukunft von Unternehmen und Gesellschaft.
Beispiele zeigen, dass laufende Kosten in erheblichem Umfang reduziert werden können. Öffentliche Förderungen generieren zusätzlich deutliche Zuschüsse und helfen vielen mittelständischen Unternehmen dabei, die Investitionen zu stemmen.
- Dr.-Ing. Ulrich Kohaupt, RKW BW-Experte für Energie- und Ressourceneffizienz
Wir müssen aufhören, über Kosten zu sprechen, sondern von Investitionen in die Zukunft
Nachhaltigkeit steht für ökologische aber auch ökonomischen Beständigkeit. "Sustainability" oder Nachhaltigkeit betrifft sämtliche Bereiche der Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik und des allgemeinen Miteinanders. Insbesondere trifft dies auf die ökologische Nachhaltigkeit zu. Eine gesicherte Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft ist nur mit einem dauerhaften bzw. nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz denkbar.
Wie aus dem Qualitätsmanagement heraus schon bekannt, sind spätere Korrekturen extrem teuer. Je nach Zeitpunkt des Eingreifens zum Klimaschutz erhöhen sich die Kosten um einige Zehnerpotenzen. Ressourcenverbrauch, Ressourcenentstehung und das Klima sind über Jahrtausende in einem dynamischen Gleichgewicht. Die massiven, menschengemachten Veränderungen in dieser Balance verlaufen erheblich schneller als die Natur mit ihrem komplexen System darauf reagieren könnte.
Die Veränderungen, die wir in den letzten 100 Jahren erzeugt haben, sind schon heute mit erheblichen Kosten und Krisen verbunden. Je früher also reagiert wird, desto einfacher und desto billiger, volkswirtschaftlich gesehen, wird es. Wir nähern uns einem Punkt, 1,5°C Temperatursteigerung, der in wenigen Jahren nicht umkehrbar ist. Dann kippt das Weltklima mit allen schon heute erkennbaren Konsequenzen dauerhaft, der Trend verstärkt sich dann.
Insofern müssen wir aufhören, von Kosten zu sprechen, sondern von Investitionen in die Zukunft. Wie dies jedes Unternehmen tut. Da ist also ein sehr großes volkswirtschaftliches Interesse; der Staat muss daher lenkend eingreifen.
Einfach gesagt, geht es schlichtweg um Effizienzsteigerung im Material- und Energieverbrauch, eine erneute Verwendung von Material und Energie, eine andere Mobilität, einen anderen Konsum.
Chance für Effizienzsteigerung erkennen, nutzen und langfristig am Markt bestehen
Für den Technologiestandort Deutschland und insbesondere Baden-Württemberg bieten sich damit erhebliche technologische Herausforderungen, weltweite Märkte und sehr große Chancen. Das Innovationspotenzial, eine klassische Stärke der deutschen Industrie, muss als außerordentlich hoch bewertet werden; wie die Chancen. Der neue Koalitionsvertrag der Landesregierung BW zeigt die Zukunftsanforderungen und die Richtung sehr plakativ.
Aus diesem Grunde wird seitens der Politik auf Landes- und Bundesebene versucht, durch Förderprogramme lenkend einzugreifen. Dies betrifft sowohl direkte Investitionsförderung als auch die Förderung qualifizierter Effizienz- und Innovationsberatungen sowie die direkte Förderung von Innovationsvorhaben. Die EU tut das ihre durch Fordern und Fördern.
Die Liste derartiger Programme ist sehr lang und zugegebener Maßen schwer zu durchschauen, manchmal widersprüchlich. Die Programme betreffen vor allem Neubau und Sanierung von Gebäuden, Prozesse und ihre Produktionstechnik, Digitalisierung und Innovationen ganz allgemein; z.B. sind dies KfW 263, KfW 295, KfW 293, BAFA EEW. Die Landesbank (L-Bank) ergänzt diese.
Ganz aktuell wurde die Investitionsförderung auf die Materialeffizienz ausgedehnt. Die stark geförderte Beratung für den Transformationsprozess zu einem klimaneutralen Unternehmen ist ebenfalls ganz neu.
Rechenbeispiele aus der Praxis - Schnelle und messbare Kostensenkungen für KMU
Das RKW BW begleitet seit Jahren Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Effizienz und Innovation, sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch gesehen.
Als ein Beispiel aus aktuellen Projekten kann hier die Prozesswasser-Kühlung in der Kunststoffherstellung genannt werden. Bei förderfähigen Kosten von 670.000 € konnte ein Zuschuss von 184.000 € erzielt werden. Gleichzeitig wird eine Kostenreduktion von 70.500 € pro Jahr erzielt. Ein anderes Beispiel aus der Kühlschmierstoffaufbereitung ermöglicht Kosteneinsparungen von über 37.000 € bei einer Investition von 320.000 €. Die Förderung betrug hier rund 25 %. Ein innovatives Reinigungskonzept für Brotkörbe für Bäckereien spart jährliche Betriebskosten von über 50.000 € bei einer Förderung von 113.000 €.
Ein Klassiker im Gebäudebereich ist der Umstieg auf LED-Beleuchtung. Bei einem 22-prozentigen Zuschuss werden die Betriebskosten um rund 8000 € pro Jahr reduziert. Die Amortisation beträgt somit rund 2,5 Jahre.
KfW und BAFA bieten interessante Programme für die Produktionstechnik an. Hier liegt die durchschnittlich zu erwartende Förderquote bei 15 bis 20 Prozent. Im Prozesswärmebereich liegt der erzielbare Zuschuss bei 55 Prozent. Aber auch im Gebäudebereich vom Fenster, über das Dach bis zu Heizung und Lüftung sind sehr hohe Zuschüsse bis 45 Prozent möglich.
Selbstverständlich unterliegen diese Förderungen technischen Anforderungen, die es zu erfüllen gilt. Das alles ist allerdings keine „Raketentechnik“, sondern seit Jahren Stand der Technik. Zuschuss und Kosteneinsparung übersteigen eventuelle Mehrkosten gegenüber klassischer Technologie zum Teil deutlich. DAS Gebäude bleibt dauerhaft wertbeständig.
Die CO2-Bepreisung zeigt, dass Nachhaltigkeit in Zukunft Teil der Unternehmensstrategie sein muss
In wachsendem Maße ist schon heute der CO2-Preis zu berücksichtigen. Liegt dieser heute bei 25 € je Tonne CO2, so ist in Zukunft mit einer erheblichen Steigerung zu rechnen. Schon heute liegt in einigen Technologieländern der CO2-Preis deutlich über 120 € je Tonne CO2. 80 € können für Maschinen und Anlagen, die zehn Jahre und mehr betrieben werden sollen, als untere Grenze realistischerweise angesetzt werden. In dem oben genannten Projekt zur Kaltwasserbereitstellung in der Kunststoffindustrie werden 260.000 t CO2 pro Jahr bzw. 20.800 € zusätzlich gespart. Bei der Kühlschmierstoffaufbereitung werden so rund 9000 € jährlich zusätzlich eingespart.
Es lohnt sich also, das Unternehmen ganzheitlich zu durchleuchten und mögliche Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und damit auch zur besseren Wirtschaftlichkeit zu erarbeiten und idealerweise auch umzusetzen. Natürlich muss das in die Gesamtstrategie des Unternehmens passen. Klar, die sollte sich, aus unserer Überzeugung, an Nachhaltigkeitsbedarfen orientieren.
Oder muss sich die Strategie an den eigenen Klimazielen ausrichten?
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