Verschwendung reduzieren durch das Optimieren beim Rüsten: Berthold Rall, RKW BW-Fachberater mit Schwerpunkt Produktion, beschreibt die Vorgehensweise.
Unsere Arbeit in der Produktion hat zum Ziel, Prozessabläufe zu optimieren und dadurch Wertschöpfung zu erhöhen. Zentrales Element bei dieser Arbeit ist die SMED-Methode. SMED steht für "Single Minute Exchange of Die", frei übersetzt: Rüsten im einstelligen Minutenbereich, also weniger als zehn Minuten. Hierdurch werden die Stillstandszeiten von Maschinen und Anlagen reduziert und die Maschinen- und Anlageneffizienz erhöht. In Folge können die Lagerbestände gesenkt und auf diese Weise Liquidität freigesetzt werden.
Die SMED-Methode ist ein Tool aus dem Methodenbaukasten des Lean-Managements, bei dem es um die effiziente Gestaltung der Wertschöpfungskette geht. Diese Methode gehört, neben Ordnung und Sauberkeit (5S-Methode), zu den Lean-Basics. Mittels der SMED-Methode werden Rüstabläufe analysiert und in zwei Hauptkategorien eingeteilt. Hierbei unterscheidet man in internes und externes Rüsten.
Idealerweise wird zur Rüstablaufanalyse ein Laufwegediagramm erstellt, wir nennen es auch Spaghetti-Diagramm. Dieses komplettiert die Analysephase und man erhält einen aussagekräftigen Ist-Zustand des aktuellen Prozesses.
Internes und externes Rüsten
Externes Rüsten bedeutet, dass alle notwendigen Arbeitsschritte zur Vorbereitung eines Auftrages - zum Beispiel Rohmaterial, Vorrichtung, Werkzeuge, Dokumente - im Vorfeld bereitgestellt werden kann. Aber auch das Verräumen der abgerüsteten Betriebsmittel und Unterlagen im Nachgang gehört zum externen Rüsten.
Zum internen Rüsten gehören alle Arbeitsprozesse, die im inneren oder im direkten Arbeitsraum der Maschine und der Anlagen durchgeführt werden müssen. Hierbei steht die Sicherheit des Personals immer im Vordergrund.
Das oben erwähnte Spaghetti-Diagramm gibt Aufschluss darüber, welche Laufwege die beteiligten Personen während eines Rüstprozesses zurücklegen. Der Name dieses Analyseinstruments leitet sich aus der Darstellung der Laufwege ab.
Verschwendung durch überflüssige Wege
In der Regel werden teilweise mehrfach sich kreuzende Laufwege zurückgelegt, sodass am Ende der Aufnahme die Skizze wie ein Spaghetti-Labyrinth aussieht. Daraus lassen sich die Verlustzeiten - also die Verschwendung - aufgrund der zurückgelegten Wege sehr gut ablesen und bewerten.
Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Neuorganisation der Ablaufprozesse. Das heißt, wir organisieren die Prozesse entlang der Wertschöpfungskette so, dass das externe Rüsten bereits angestoßen werden kann, während die Maschinen noch produzieren. Ziel ist es demnach, dass alles griffbereit zur Verfügung steht, wenn die Maschinen oder die Anlage mit dem aktuellen Auftrag fertig sind. Hierdurch wird das interne Rüsten - das ja immer Maschinenstillstand bedeutet - auf ein Minimum reduziert. Durch den zusätzlichen Einsatz von optimierten Lösungen wie beispielsweise Schnellspannsystemen können auch die internen Rüstzeiten weiter reduziert werden.
Rüstzeiten um 20 bis 30 Prozent reduzieren
Die Analyse und die Optimierung der Ablaufprozesse wiederholt sich idealerweise in mehreren Workshop-Phasen. Hierbei ist es wichtig, die Mitarbeiter aktiv in den Veränderungsprozess einzubinden. Nur so ist es sichergestellt, dass eine nachhaltige positive Veränderung in die Organisation Einzug hält.
Die Reduzierung von Rüstzeiten in Höhe von 20 bis 30 Prozent ist möglich und keine Seltenheit. Dies ist ein Potenzial, das in den meisten Unternehmen ungenutzt brach liegt.
Es ist wichtig, die Mitarbeiter aktiv in den Veränderungsprozess einzubinden. Nur so ist es sichergestellt, dass eine nachhaltige positive Veränderung in die Organisation Einzug hält."
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