Feedback ist ein unverzichtbares Führungsinstrument – aber oft leichter gesagt als getan. Wie gelingt es, Rückmeldungen klar, respektvoll und motivierend zu geben? Wir haben mit Silke Balbierz, erfahrene Trainerin für Führungskommunikation, darüber gesprochen, worauf es beim Feedbackgeben ankommt und wie Führungskräfte die passende Methode für ihren Stil finden können. Außerdem stellen wir zwei bewährte Werkzeuge vor – die SBI-Methode und das WWW-Feedback – und zeigen, wann welche Methode besonders sinnvoll ist.
Frage 1: Liebe Silke, warum tun sich viele Führungskräfte so schwer damit, Feedback zu geben?
Antwort:
„Viele Führungskräfte verbinden Feedback automatisch mit Kritik. Sie haben Sorge, dass sie damit die Beziehung zu ihren Mitarbeitenden belasten könnten, oder sie fürchten eine ablehnende Reaktion.
Ein weiterer Punkt ist Zeitdruck: Feedback erfordert Reflexion und Vorbereitung. Wer sich nicht klar ist, was er sagen möchte, bleibt oft vage oder gibt gar kein Feedback. Dabei ist Feedback ein zentraler Hebel, um Vertrauen aufzubauen, Orientierung zu geben und Entwicklung zu fördern. Sobald Führungskräfte eine passende Struktur nutzen, merken sie oft, dass Feedbackgespräche viel leichter werden.“
Frage 2: Was macht gutes Feedback aus, und wann empfiehlst du die SBI-Methode oder das WWW-Feedback?
Antwort:
„Gutes Feedback ist immer klar, respektvoll und nachvollziehbar. Es beschreibt Verhalten, nicht die Person, und es zeigt auf, warum die Rückmeldung relevant ist.
Die SBI-Methode eignet sich hervorragend, wenn du Feedback sachlich und strukturiert geben möchtest. Sie hilft, konkrete Situationen und deren Auswirkungen zu analysieren, und ist ideal in formellen Kontexten – etwa bei Projektbesprechungen oder bei kritischen Rückmeldungen. Sie ist besonders hilfreich für Führungskräfte, die sich mit einer präzisen, analytischen Struktur wohlfühlen.
Das WWW-Feedback ist eine gute Wahl, wenn du die Beziehungsebene stärker betonen möchtest. Durch die Schritte ‚Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch‘ kannst du persönlicher auf die Dynamik eingehen und gleichzeitig Perspektiven für die Zukunft geben. Diese Methode ist perfekt für Teams mit einer offenen Kultur oder für Führungskräfte, die eher beziehungsorientiert arbeiten.
Beide Methoden haben ihre Stärken – probier sie aus und schau, welche sich für dich natürlicher anfühlt.“
Frage 3: Kannst du uns ein Beispiel geben, wie die beiden Methoden in der Praxis aussehen?
Antwort:
„Gerne. Nehmen wir an, ein Mitarbeitender unterbricht in einem Teammeeting immer wieder andere Kollegen, was die Diskussion unstrukturiert werden lässt.
Mit der SBI-Methode könntest du das so formulieren:
‚In unserem Teammeeting letzte Woche (Situation) hast du mehrfach Kollegen unterbrochen, bevor sie ihre Gedanken zu Ende bringen konnten (Behavior). Das hat dazu geführt, dass die Diskussion unstrukturiert wurde und einige Kollegen zurückhaltender waren (Impact).‘
Das gleiche Feedback mit der WWW-Methode könnte so aussehen:
‚Ich habe wahrgenommen, dass du im Teammeeting letzte Woche oft Kollegen unterbrochen hast, bevor sie ausreden konnten (Wahrnehmung). Das hat auf mich so gewirkt, als ob einige Teammitglieder zögerlicher wurden, ihre Ideen einzubringen (Wirkung). Mein Wunsch wäre, dass wir uns alle mehr Raum geben, um unsere Gedanken zu äußern.‘
Beide Rückmeldungen sind klar, aber die WWW-Methode betont stärker die Wirkung auf mich und das Team, während die SBI-Methode analytischer bleibt. Je nach Kontext und persönlichem Stil kannst du entscheiden, welche Methode besser passt.“
Zwei Methoden im Vergleich: SBI-Methode und WWW-Feedback
Merkmal | SBI-Methode | WWW-Feedback |
Struktur | Situation – Behavior – Impact | Wahrnehmung – Wirkung – Wunsch |
Fokus | Sachliche Beschreibung von Verhalten und Auswirkungen | Verbindung von Verhalten und Beziehungsebene |
Geeignet für | Formelle Situationen, analytische Führungskräfte | Offene Teamkultur, beziehungsorientierte Führungskräfte |
Vorteil | Hohe Nachvollziehbarkeit und Klarheit | Vertrauensaufbau und persönlicher Bezug |
Beispiel | „In unserem Teammeeting hast du…“ | „Ich habe wahrgenommen, dass…“ |
Fazit: Die passende Methode für Ihren Stil
Ob Sie sich für die SBI-Methode oder das WWW-Feedback entscheiden, hängt von Ihrem Führungsstil und der jeweiligen Situation ab. Die SBI-Methode eignet sich für klare, sachliche Rückmeldungen, während das WWW-Feedback stärker auf die Beziehungsebene eingeht.
Tipp: Probieren Sie beide Methoden aus und finden heraus, welche Ihnen leichter fällt – oder nutzen Sie sie je nach Kontext. Feedback wird einfacher und wirksamer, wenn man eine Methode wählt, die zu einem selbst und zum Team passt.
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