Das Mittelstandsprojekt "Nachhaltig profitabel" steht kurz vor dem Abschluss. Im Rahmen des Projekts wurden mehrere Pilotunternehmen begleitet, und das erhaltene Feedback war durchweg positiv. Neben einer Fülle von Erkenntnissen möchten wir Ihnen einen Einblick in unsere Ergebnisse geben und einen Ausblick auf die Weiterentwicklung des Projekts bieten. Unser Ziel ist es, den Mittelstand auch nach der Pilotphase individuell und passgenau zu unterstützen.
Unternehmen müssen zukünftig ihre wirtschaftlichen Aktivitäten nachhaltig gestalten, um langfristig erfolgreich zu sein. Dies beinhaltet nicht nur die Reduzierung von Geschäftsrisiken und die Erfüllung von Stakeholder-Ansprüchen, sondern auch die Nutzung von Wachstumschancen. Der Mittelstand muss sich verstärkt mit Nachhaltigkeitsfragen auseinandersetzen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Viele Mittelständler haben dies bereits erkannt und als Pilotunternehmen am Projekt „Nachhaltig profitabel“ teilgenommen.
„Das RKW Projekt „nachhaltig profitabel“ war für uns eine weitere Motivation das Thema Nachhaltigkeit noch weiter in das Unternehmen zu tragen. Nachhaltiges Wirtschaften ist für unser Familienunternehmen maßgeblich für den Erfolg verantwortlich.“
Joachim Hartrumpf, Geschäftsführer der Kleiner GmbH, Pforzheim
Der Aufbau und die Inhalte des Projekts
Das Mittelstandsprojekt "Nachhaltig profitabel" wurde bereits im Jahr 2022 bei zwei Pilotunternehmen durchgeführt. Allerdings unterschieden sich dabei Umfang, Ablauf und inhaltlicher Aufbau von der
aktuellen Durchführung. Mit einem optimierten Projektkonzept und einem neuen Projektpartner, dem Beratungsunternehmen reframe.ventures, wurde das Projekt im Frühjahr 2023 erneut gestartet.
Das Ziel des Projekts war von Anfang an, mittelständische Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen. Die Grundlage des Projekts bildet ein ganzheitlicher Nachhaltigkeits-Check. Dieser Check ermöglicht eine Einordnung des Unternehmens auf einem Reifegradmodell der Nachhaltigkeit und bildet die Grundlage für die Entwicklung einer Roadmap mit konkreten Handlungsfeldern. Die Durchführung erfolgt in zwei Workshops mit einer jeweiligen Dauer von drei Stunden. Das Ergebnis für die Unternehmen ist eine individuelle Nachhaltigkeits-Roadmap.
Für den Nachhaltigkeits-Check wurde bewusst ein ganzheitlicher Ansatz gewählt, der die Dimensionen ESG (Environmental, Social und Governance) beleuchtet und bestehende Rahmenwerke und Regulatorik wie die EU-Taxonomie berücksichtigt. Der Check besteht insgesamt aus etwa 70 Fragen. Dies ermöglicht eine umfangreiche, jedoch praktikable Status-Quo-Analyse eines mittelständischen Unternehmens und deckt alle relevanten Themengebiete ab. Beispiele dafür sind die Strategie und Verankerung von Nachhaltigkeit im Unternehmen, Umweltaspekte wie Ressourceneffizienz und Klimaschutz, soziale Aspekte wie Geschäftsbeziehungen und Mitarbeiter sowie Governance-Aspekte wie Compliance. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Die Durchführung bei den Pilotunternehmen – Erkenntnisse und Ergebnisse
Zur Validierung des Projektvorgehens waren ursprünglich lediglich 10 Pilotunternehmen vorgesehen. Aufgrund des großen Interesses wurde die Kapazität erhöht, sodass bisher bereits 16 Unternehmen von der Pilotphase profitieren konnten. Die bisherigen Projekte mit mittelständischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen - von Kunststoff- und Metallverarbeitung in der Automobilindustrie über Sondermaschinenbau bis hin zu Steuerberatungen und Autohäusern - zeigen, dass lobenswerte Bestrebungen und Initiativen bestehen, die oft wirtschaftlicher Motivation entspringen und gleichzeitig nachhaltige Ziele verfolgen. Es fällt auf, dass den meisten Unternehmen eine übergreifende Strategie und konkrete Ziele fehlen, um Ressourcen zu bündeln und das Thema Nachhaltigkeit zielgerichtet anzugehen. Eine proaktive Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit findet derzeit nur selten statt. Häufig wird reaktiv auf zunehmende Kundenanforderungen reagiert, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die extrinsische Motivation steht bei vielen Unternehmen noch im Vordergrund.
Die größten Herausforderungen für Unternehmen bestehen derzeit darin, das Thema Nachhaltigkeit insgesamt zu bewältigen. Insbesondere in kleineren Unternehmen fehlen oft die Ressourcen. Aber auch größere Unternehmen, die ab dem Jahr 2026 der Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß CSRD unterliegen werden, haben Probleme mit ihren Kapazitäten. Diese werden deutlich höhere Anforderungen erfüllen müssen und sich zusätzlich mit der Komplexität des neuen Berichtsstandards auseinandersetzen müssen. Etwa ein Drittel der teilnehmenden Pilotunternehmen im Projekt fällt unter diesen Standard. Auch die CO2-Bilanzierung, die von Lieferanten, Banken oder anderen Geschäftspartnern zunehmend gefordert wird und spätestens mit der CSRD verpflichtend wird, stellt für viele Unternehmen eine Herausforderung dar. Insbesondere die Identifizierung und Reduktion der Scope 3 Emissionen (die CO2 Emissionen der gesamten Lieferkette) bringen eine unglaubliche Komplexität mit sich. Lediglich etwas mehr als die Hälfte der teilnehmenden Pilotunternehmen hat schon eine CO2-Bilanz für Scope 1-2 erstellt.
Um einen noch besseren Einblick in die Ergebnisse des Projekts zu ermöglichen, zeigen wir Ihnen das folgende Schaubild. Es zeigt die Durchschnittswerte aller bisher 16 teilgenommenen Unternehmen. 100% würde bedeuten, dass alle Fragen in unserem Nachhaltigkeits-Check mit Ja beantwortet wurden und somit eine 100%-Erfüllung aller Nachhaltigkeitsaspekte gegeben wäre.
Wie aus dem Schaubild hervorgeht, wurden im Durchschnitt etwa 55% aller Fragen mit einem Ja beantwortet. Dies bedeutet, dass die Unternehmen bereits 55% aller abgefragten Nachhaltigkeitsaspekte in ihrem Unternehmen berücksichtigen. Vor allem kleinere Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitenden tendieren eher zu einem Gesamtdurchschnitt von 40%, während größere Unternehmen etwa 65% erreichen.
Das größte Optimierungspotenzial liegt bei allen Unternehmen im Bereich Strategie, da hier durchschnittlich lediglich 35% erreicht wurden. An diesem Punkt setzt das Projekt an, um den Unternehmen zunächst einen Überblick über ihren aktuellen Stand zu geben und anschließend die noch offenen Punkte zu bearbeiten.
„Das Projekt bietet einen tollen Einstieg! Aus der erarbeiteten Roadmap erhält man konkrete Empfehlungen für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie mit greifbaren Maßnahmen.“
Theresa Muthmann, Legal Counsel & Nachhaltigkeit bei Brückner Trockentechnik GmbH & Co. KG, Leonberg
Ausblick: Wie geht es nach der Pilotphase weiter?
Mit dem Abschluss der Pilotphase Ende März wird das Projekt in ein Beratungsprodukt überführt. Das durchweg sehr positive Feedback der Pilotunternehmen hat uns darin bestärkt, das erprobte Konzept weiterzuverfolgen. In einer nachträglichen Feedback-Abfrage konnten die Unternehmen das Projekt nach verschiedenen Kriterien bewerten und Änderungsvorschläge angeben. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,5 Sternen von insgesamt 5 möglichen, kam das Projekt sehr gut an. Die Erkenntnisse des Projektes werden nun für die Weiterentwicklung genutzt und es wird ein passgenaues Produkt für den Mittelstand in Baden-Württemberg entstehen.
Ein modularer Aufbau ermöglicht uns, den Unternehmen genau das anzubieten, was sie benötigen. Neben dem ganzheitlichen Nachhaltigkeits-Check und der Erarbeitung einer individuellen Roadmap können einzelne Module zu verschiedenen Themen, wie beispielsweise der Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie und einer Wesentlichkeitsanalyse, CO2-Bilanzierung oder die komplette Unterstützung bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung gewählt werden – ganz nach den Bedürfnissen und Herausforderungen der einzelnen Unternehmen.
Abschließend lässt sich sagen, dass die nachhaltige Transformation der Wirtschaft auch vor dem Mittelstand nicht mehr Halt macht. Das hohe Interesse an unserem Pilotprojekt zeigt, dass ein Großteil der mittelständischen Unternehmen erkannt hat, dass sie etwas verändern müssen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein. Dabei wollen wir den Mittelstand auch nach der Pilotphase unterstützen.
„Die Durchführung des Projekts „Nachhaltig profitabel“ nehme ich als sehr positiv wahr, da durch die pragmatische und unternehmerische Ausrichtung des Teams schnell sinnvolle Potenziale zur Nachhaltigkeit umgesetzt werden können, was auch den wirtschaftlichen Interessen unseres Unternehmens zugutekommt. So lässt sich Enkelfähigkeit sowohl im Hinblick auf die Umwelt als auch auf Unternehmen sicherstellen.“
Robert Rost, Geschäftsführer der Xactools GmbH, Bonnigheim
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